Tatjana Geringas entstammt einer Moskauer Musikerfamilie. Ersten Klavierunterricht erhielt sie im Alter von fünf Jahren von ihrem Vater, der Neuhaus Schüler war. Mit 18 Jahren trat sie mit dem A-Dur Klavierkonzert von Mozart erstmals an die Öffentlichkeit (das Konzert wurde im Fernsehen übertragen). Daraufhin wurde sie von Prof. Heinrich Neuhaus in die Meisterklasse am Tschaikowsky Konservatorium aufgenommen. Nach dem Tod des berühmten Lehrers setzte sie ihr Studium bei dessen Sohn Stanislav Neuhaus am Moskauer Konservatorium fort. Mit David Geringas, den sie während dieser Zeit kennenlernte, spielte sie oft vor Mstislav Rostropowitsch, zahlreiche Werke studierte sie mit ihm ein. Das Duo-Spiel wurde ihre große Leidenschaft. 1970 debütierten David und Tatjana Geringas im Großen Saal des Moskauer Konservatoriums. Es folgten zahlreiche Konzerte in der ganzen Sowjetunion sowie Rundfunk-, Fernseh- und Schallplattenaufnahmen. Sie unterrichtete am Akademischen Musikkolleg bei Tschaikowskij-Konservatorium in Moskau – älteste Musikkolleg Moskau, der in 1891 gegründet wurde. Nach der Übersiedlung in die Bundesrepublik erfolgte 1977 das vielbeachtete Debüt bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen und in der Berliner Philharmonie. Seitdem gibt sie mit David Geringas hochgelobte Rezitale in den großen Konzertsälen aller fünf Kontinente und zählt mit ihm weltweit zur ersten Garde der Formation Cello und Klavier. Gemeinsam mit Prof. David Geringas unterrichtete sie die neue Generation der internationalen Cellisten-Elite, begleitete diese bei internationalen Wettbewerben. Hohes Lob erhielt sie unter anderem von Mstislav Rostropovich, Pierre Fournier, Isaak Stern, Raya Garbousova, Leonard Rose und Antonio Janigro. Als Dozierende an der Musikhochschule Lübeck, vertrat sie oft Prof. David Geringas. In Japan führte sie einige Jahre internationale Klaviermeisterkurse beim Aspen-Festival in Kanazawa. An der berühmten Scuola Musica Fiesole in Italien führte sie sieben Jahre lang eine gemeinsame Klasse mit Prof. David Geringas. Zahlreiche Komponisten haben Tatjana Werke gewidmet: Kzsystof Meyer, Viktor Suslin, Erkki-Sven Tüür, Friedhelm Döhl, Anatolijus Senderovas, Vytautas Barkauskas, Osvaldas Balakauskas und andere. Für die Gesamtaufnahme der Werke von Alfred Schnittke erhielt sie gemeinsam mit David Geringas den Preis der Schallplattenkritik 2007. Auf dem Label Es-Dur erschienen Werke von Schubert, Schumann, Brahms, Richard Strauss, Schulhof. Tatjana Geringas wirkte bei den Uraufführungen der Doppelkonzerte „Paratum cor meum” (1995) für Violoncello, Clavinova, Chor und Orchester von Anatolijus Senderovas in Vilnius unter der Leitung von Robertas Shervenikas und „Blissful Music” (1997) für Violoncello, Klavier und Orchester von Alexander Raskatov in Seattle unter der Leitung von Dmitry Sitkovetsky.